Bist du etwa, wie all die anderen? Erst hast du mir großspurige Versprechungen gemacht. Du sagtest, unsere Beziehung wäre eine einzigartige Möglichkeit einer nie dagewesenen Verbindung. Du hast mir versprochen, du hättest nichts gegen meinen alten Freundeskreis; es wäre okay für dich, wenn ich mich auch ohne dich mit ihnen treffen würde.
Und dann? Dann fing es an, dass du mich immer mehr eingeengt hast. Ich spüre mich nicht mehr, hörst du. Ich fühle mich, als wäre ich nur eine weitere Zahl für dich, ein weiteres Gesicht zum Abhaken.
Social Media, wir müssen reden.
Denn was ich sehe ist Entfremdung trotz deiner Versprechen. Ich kenne meine Freunde gar nicht mehr wirklich, sehe sie nur, wenn du dabei bist. Und wenn du dabei bist, verhalten wir uns nicht wie sonst, reden nicht mehr wie früher. Wir sind uns fremd geworden.
Was ist da los frage ich mich und finde keine Antwort, denn du redest viel, aber sagst doch nichts.
Und dann ist da die Angst; die Angst, etwas zu verpassen. Ständig sehe ich meine Freunde und wildfremde Menschen, wie sie die Zeit ihres Lebens haben. Und ich? Ich bin gefangen in deinen Armen. Du hast mich nie mit Gewalt festgehalten. Es war immer subtil. Du hast mir Versprechungen gemacht, ich bin darauf reingefallen und bei dir geblieben.
So kann es nicht weitergehen. Ständig fragst du mich, wo ich bin und was ich tue. Du engst mich ein, verstehst du? Das Leben rauscht an mir vorbei und ich habe das Gefühl, nichts Bedeutendes zustande zu bringen, während ich mit dir zusammen bin.
Am Anfang war alles anders. Du hast gesagt, du würdest mir sogar dabei helfen, alte Bekannte wieder zu treffen. Du wolltest Orts- und Zeitgrenzen für mich verschwimmen lassen. Was ich sehe ist aber das Gegenteil.
Social Media, ich glaube wir brauchen eine Beziehungspause. Eine Paartherapie. Fangen wir doch mal gleich damit an, dass wir uns der Probleme bewusstwerden, darüber reden und danach handeln. Ich hab keine Lust mehr alles totzuschweigen und in dein gefühlsloses Gesicht zu starren, wenn ich dich frage, warum du wieder etwas weitererzählt hast, obwohl du mir versprochen hast, es nicht zu tun. Ich will Abstand.
Wir könnten gleich morgen Früh loslegen; ich mach mein Ding und du deins. Ich starte ohne dich in den Tag und habe gleich in der ersten Stunde des Tages ein Date mit Newton. Wir machen Actio statt Reactio. Erst bin ich aktiv und dann reaktiv. Erst kümmere ich mich um mich und erst danach um das, was die Welt von mir will.
Ich hab keine Lust mehr auf das ständige Vergleichen. Kein Bock mehr auf Möglichkeits-Voyeurismus.
Ich mach jetzt mein Ding, also unser Ding. Unser Ding, weil ich mich wieder mehr auf mein soziales Netzwerk fokussiere. Mein anderes soziales Netzwerk. Meine echten Freunde, echte Beziehungen, echte Berührungen und echtes Liken und Lachen und Lieben.
Also liebe Social Media, ich schlage vor, dass wir uns eine zeitlang nicht mehr sehen. Nicht, weil wir uns hassen oder nicht zueinander passen. Sondern, weil wir Zeit brauchen, um uns darüber klar zu werden, was wir voneinander erwarten, wie wir miteinander umgehen sollen. Denn so wie es aktuell läuft, macht unsere Beziehung keinen Sinn.
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