Die Jagd nach Likes und digitaler Liebe macht blind. Blind für den eigenen »Wert« – wenn man das, was uns ausmacht, denn so nennen will. Viel zu Viele von uns reduzieren den Wert ihres Daseins auf die Anzahl der Follower, die die Plattform irgendeines Unternehmens als virtuelle Währung zur Schau stellt.
Diese virtuelle Umgebung gehört ihnen genauso wenig wie die Spielregeln – auch Algorithmen genannt –, die ihre Funktion bestimmen. So kann es passieren, dass der größte Schmerz, den Menschen meiner Generation erleben, der ist, nicht »genug« Follower zu haben.
Werde mein Follower
Wir lassen uns viel einfallen, um unsere Anhängerschaft auszubauen. Stundenlang beschäftigen wir uns mit den besten Hacks für mehr Likes. Wenn wir dann »eine Nische« gefunden haben, »regelmäßig posten« und »fleißig bei relevanten Accounts kommentieren«, wird’s schon laufen. Soweit die Theorie.
Doch was ist, wenn auf der Jagd nach immer mehr, das auf der Strecke bleibt, dass eine zwischenmenschliche Beziehung ausmacht? Nämlich das Zwischenmenschliche.
In diesem Artikel geht es nicht darum, Social Media schlecht zu reden – ich mag Social Media. Ich will, dass du folgende Gleichung hinterfragst:
Mehr Follower = mehr Glück/Ansehen/Freunde
Es ist eine Illusion, vergleichbar mit der hedonistischen Tretmühle. Die Evolution hat uns gelehrt, ständig auf der Suche nach mehr zu sein: mehr Essen, mehr Macht, mehr Bündnisse. Für unsere Vorfahren wäre es dumm gewesen, sich mit dem zufrieden zu geben, was sie hatten. Schließlich bestand ihr Leben (aka Überlebenskampf) aus der Suche nach Mehr.
Heute sind »mehr Essen, mehr Macht und mehr Bündnisse« der Grund für Übergewicht und Wohlstandskrankheiten, sinnlose Kriege und leere Freundschaften. Befindet man sich in der hedonistischen Tretmühle will man immer neue Statussymbole, ein geileres Auto, eine teurere Uhr.
In der Follower-Tretmühle will man immer mehr Follower. Und obwohl die Aussicht auf irgendeine magische Zahl, bei der man dann »zufrieden sein kann« einen bei Laune hält, wird dieses Gefühl nie eintreten. Es verfliegt genauso schnell wie das Glück nach dem Kauf eines Paars Sneakers.
Qualität versus Quantität
Vielleicht kennst du das Schlaf-Paradox: Du stehst nach zehn Stunden auf und fühlst dich immer noch platt. Dein Freund erzählt, dass er nach sieben Stunden aus dem Bett direkt in die Laufschuhe springt. Was läuft hier schief? Ganz einfach: Es ist nicht immer die Quantität, die zählt. Die Qualität ist mindestens genauso wichtig.
So ist es auch bei Freundschaften und Beziehungen. Auch 376.133 Follower auf Instagram werden dich nicht glücklich machen, wenn du niemanden davon wirklich kennst. Und erst recht nicht, wenn die Beziehung darauf basiert, dass du dich verrückt machst und unter Druck setzt, um den bestehenden Kreis an Followern zufriedenzustellen und auszubauen.
Mir geht es nicht darum, dir auszureden in sozialen Netzwerken aktiv zu sein – ganz im Gegenteil. Aus eigener Erfahrung weiß ich jedoch nur zu gut, wie schnell man in ein destruktives Selbstgespräch verfällt. »Wenn ich noch x-viele Follower bekomme, passiert [hier irgendeine tolle Vorstellung einsetzen].«, redet man sich ein und vergisst die wirklich wichtigen Dinge.
Klick mich!
Ich werde traurig, wenn ich über den Wahrheitsgehalt dessen nachdenke, was Jeffrey Hammerbacher über seine Zeit als früher Mitarbeiter bei Facebook sagte:
The best minds of my generation are thinking about how to make people click ads.
Die klügsten Köpfe unserer Generation versuchen Werbeklicks zu maximieren. Traurig. Zwar gewiss nicht immer wahr, aber leider viel zu oft. Für jeden einzelnen von uns lässt sich die Aussage sinngemäß in folgende Feststellung umformulieren:
Wir Millenials zerbrechen uns den Kopf darüber, wie wir Likes bekommen und vergessen dabei wir selbst zu sein.
Wir sind mehr!
Eine möglichst große digitale Anhängerschaft zu haben mag für hauptberufliche »Influencer« die Grundlage ihres Jobs zu sein. Doch wir dürfen nicht zu einer Generation verkommen, die sich selbst und andere über die Anzahl der Follower beurteilt.
Sei ehrlich: Wie oft gehst du auf das Profil von jemandem und denkst eine Abwandlung von: »Ach, sie hat nicht so viele Likes.« und handelst entsprechend deiner Bewertung? Schreibst du anders mit jemandem, der 5 Follower hat als mit einem dir »ebenbürtigen« Account? Oder schreibst du einer Person vielleicht erst gar nicht zurück, weil ihre Anfrage nicht so wichtig sein kann – schließlich hat sie deutlich weniger Likes als du?
Diese Denkweise müssen wir aus unseren Köpfen verbannen. Denn egal, wie unterschiedlich wir sind und immer sein werden:
Wir sind mehr als die Summe unserer Follower.
Bis bald,
Jan
[…] als eine Deponie für Booty- und Foodie-Bilder. Es bietet mehr Möglichkeiten als die, die eigene Follower-Zahl zu steigern. Aber sei ehrlich, wie viel Zeit deines gesamten Online-Lebens verbringst du in […]