Technologieunternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt und sorgen für mehr »Digital Wellbeing«. In diesem Artikel erfährst du, was es damit auf sich hat und wie Apple, Google und Co sich um digitales Wohlbefinden kümmern wollen.
Technologiekonzerne kümmern sich um digitales Wohlbefinden
Große Technologiekonzerne wollen uns pausenlos am Bildschirm halten, um uns möglichst viel Werbung ins Gesicht zu projizieren? Denkste! Google und Apple zeigen, dass es auch anders geht und stellen in diesen Tagen neue Funktionen für mehr digitales Wohlbefinden vor.
Google und Digital Wellbeing
Google schreibt auf ihrer Seite zum Digital Wellbeing:
Großartige Technologie sollte das Leben bereichern, nicht davon ablenken.
Und es tut sich tatsächlich was! In der neuen Version der YouTube-App gibt es die Funktion: »An Pause erinnern« (Einstellungen → erster Menüpunkt). Du kannst dabei zwischen nie, alle 15, 30, 60, 90 und 180 Minuten wählen, um von der App daran erinnert zu werden, eine Pause einzulegen. Mich erinnert die YouTube-App alle 30 Minuten an eine Pause.
Außerdem werden Android-Smartphones bald mit einem Kontrollzentrum ausgestattet, das anzeigt, wie lange man täglich am Smartphone ist, welche Apps besonders häufig genutzt werden und wie viele Notifications man bekommt. Dazu erlaubt die Digital Wellbeing-Funktion das Setzen von Zeitlimits, ähnlich der YouTube-Funktion.
Apple und Digital Wellbeing
Während der WWDC im Juni 2018 hat Apple nicht nur iOS 12, macOS Mojave und das neue Betriebssystem für die Apple Watch vorgestellt, sondern auch das Thema Digital Wellbeing angesprochen. Apples neue Funktion »Screen Time«, die mit iOS 12 auf die Geräte kommen wird, ist ähnlich der Digital Wellbeing-Funktion von Google: Nutzer können nachvollziehen, wie lange sie das Smartphone täglich unter Verwendung welcher Apps nutzen.
Im Vergleich zu Googles ich-zentriertem Ansatz zum digitalen Wohlbefinden, legt Apple den Fokus auf das Nachvollziehen und Beeinflussen des Nutzungsverhaltens von Kindern durch ihre Eltern. So heißt es in der Vorschau zu iOS 12:
Werde dir bewusster darüber, wie deine Kinder und du eure Geräte nutzen.
Auf dem Weg zu mehr Digital Wellness will Apple mit der nächste iOS-Version auch das vorherrschende Notifications-Wirrwarr aufräumen. So werden Notifications sinnvoll zusammengefasst und Vorschläge gemacht, gewisse Notifications komplett aufzustellen.
Im Interview mit CNN Money spricht Apples CEO Tim Cook über Privatsphäre, Digital Wellbeing und die Verantwortung seines Unternehmens.
Moment App: Wie lange hängst du am Smartphone?
Bis zum Erscheinen von iOS 12 im Herbst 2018 noch ein Tipp: Die kostenlose App »Moment« (aktuell nur für iOS) trackt die Zeit, die du an deinem Smartphone verbringst und zeigt per dreistufiger Farbanzeige, wie deine Nutzungsdauer zu bewerten ist:
- grün = gut
- gelb = okay
- rot = zu lang
Auf Moment-Homepage werden zu Vergleichszwecken die 5 am meisten genutzten Apps einer Woche geteilt. In der Woche des 07.05.2018 waren das:
- Instagram (34,2 Minuten pro Tag)
- Facebook 26,7 Minuten pro Tag)
- Snapchat (25,1 Minuten pro Tag)
- YouTube (24,2 Minuten pro Tag)
- WhatsApp (23,7 Minuten pro Tag)
Zur Einordnung: Meine durchschnittliche Gesamtnutzungsdauer beträgt 71 Minuten pro Tag. Außerdem hebe ich mein iPhone 37 Mal pro Tag auf (Pickups). Die Bandbreite meiner Nutzungsdauer reicht von »grünen« 28 Minuten bis zu »roten« 127 Minuten. Der durchschnittliche Moment-Nutzer nutzt sein iPhone »tiefrote« 237 Minuten pro Tag.
Digital Wellbeing selbst in die Hand nehmen
Ob die vorgestellten Bemühungen aus den Unternehmen heraus entstanden oder die Antwort auf die zahlreichen Forderungen ihrer Nutzer sind, sei dahingestellt. In jedem Fall finde ich es erfreulich, dass sich Unternehmen wie Apple und Google verantwortlich dafür fühlen, wie wir ihre Dienste nutzen.
Nichtsdestotrotz dürfen wir die Verantwortung für den Umgang mit Technologie weder an die Konzerne abgeben, die sie entwickeln und vermarkten, noch an die Politik. Wir müssen selbst dafür sorgen, dass wir Smartphones, Social Media, das Internet insgesamt und künftige Technologien verantwortungsbewusst nutzen. (Ein erster Schritt dahin ist Digitaler Minimalismus.)
Ganz egal, wie viel Verantwortung Technologieunternehmen zu übernehmen bereit sind – die größte Verantwortung liegt immer noch bei uns. Denn wir sind es, die die Technologie täglich nutzen. Und niemand zwingt uns, Technologie in einem Maß zu nutzen, das unser Leben negativ beeinflusst. Dazu nochmal der Google’sche Slogan: Technologie sollte das Leben bereichern, nicht davon ablenken.
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