Miley Cyrus hat kürzlich alle Posts ihres Instagram-Profils gelöscht. Ob das ein PR-Schachzug ist oder eine ehrlich gemeinte Distanzierung von Social Media ist egal. Wichtig ist, dass immer mehr Menschen über die negativen Aspekte sozialer Netzwerke sprechen.
Ihre 76 Komma irgendwas Millionen Follower sollten es der ehemaligen Teenie-Schauspielerin gleichtun. Sich eine Auszeit nehmen. Gerade der Sommer bietet sich für eine Social-Media-Pause an. Und siehe da: Facebooks Aktien befinden sich im Sinkflug, die Nutzerzahlen in den USA und Europa stagnieren oder sind rückläufig.
Wenn du schon länger meinen Blog liest, weißt du, dass ich im Herbst 2017 beschlossen habe, ein ganzes Jahr auf Social Media zu verzichten. Ich nannte den Vorsatz für 2018 Social-Media-Diät. Soziale Netzwerke hatten sich zum Ballast entwickelt. Und ich musste Ballast loswerden.
Mein Geist wurde träge, Social Media war mein leichter Ausweg in unangenehmen Situationen, Fast Food für den Geist.
Fazit nach 6 Monaten ohne Social Media
Ich bin wirklich froh, mich für eine Langzeiterfahrung von einem Jahr entschieden zu haben. Auch wenn ein Tag ohne Facebook besser als kein Tag ohne Facebook ist, habe ich erst mit der Zeit Erkenntnisse aus der Erfahrung ziehen können.
Vermisse ich Instagram und Facebook?
Nachdem die ersten Tage ohne Social Media schon hart waren, kann ich heute sagen: kein bisschen.
Die Vorteile von Social Media beziehen sich meist auf Unternehmen bzw. kommerzielle Zwecke. Das Preis-Leistungsverhältnis von Social-Media-Werbung ist derzeit einmalig. Aber was haben private Nutzer davon?
Der Grund, warum so oft über die Vorteile für Unternehmen gesprochen wird, ist simpel: Soziale Netzwerke leben von Werbung. Die Nutzer sind Mittel zum Zweck.
Trotzdem, Social Media hat gute Seiten:
- Meinungsvielfalt
- Freunde (wieder)finden
- Inspiration finden
- Kreativität und Wissen teilen
Aber ganz ehrlich: Nichts davon bekommt man nur durch Social Media.

Das hat sich verändert: Mein Leben ohne soziale Netzwerke
Ich lese mehr (lange Formate).
Schon vor der Social-Media-Diät habe ich gerne gelesen. Aber jetzt habe ich lange Formate (Bücher, ausführliche Blogartikel, Reportagen) so richtig lieben gelernt. Sie geben mir so viel mehr als das, was ich vorher in sozialen Netzwerken konsumierte: Überschriften, Lebenszeichen, Hacks und Tipps.
Social Media ist super, um einen Überblick, um Impulse zu bekommen. In die Tiefe zu gehen widerspricht jedoch den hausgemachten Regeln. Genau das fehlte mir aber oft: Ich sah einen interessanten Post, dachte: »Oh, das muss ich weiter recherchieren!« – und vergaß es.
Ich gebe weniger Geld aus.
Social Media war der Ort, an dem mich die meiste Werbung erreichte. Fernsehen schaue ich fast nie. Ich höre kein Radio. Bannerwerbung im Internet lässt mich kalt. Aber Influencer-Werbung, ob gewollt oder nicht, hat mich schon beeinflusst.
Nicht alles, was ich wegen Social-Media-Werbung gekauft habe, war Schrott. Aber es war oft unnötig. Ich vermisse auch keine Rabattcodes. Wenn ich wirklich etwas kaufen will, suche ich online nach Rabatten und falls es keine gibt, gebe ich gerne mehr Geld für gute Produkte aus.
Ich rege mich seltener auf.
Hate-Watching war gegen Ender meiner Social-Media-aktiven Zeit ein tägliches Ritual. Aber auch ohne das bewusste Ansehen von Profilen, über die ich mich aufregte, gibt es in sozialen Netzwerke unzählige Dinge, die den Puls in die Höhe schießen lassen.
Kurzsichtige Kommentare. Eigentlich-hab-ich-ja-nichts-gegen-Ausländer-aber-Posts. Streitlüsterne Online-Hooligans. Das allermeiste davon nehme ich nicht mehr wahr. Und vermisse es auch nicht.
Ich habe mehr Zeit (und folglich weniger Stress).
Die zwei oder mehr Stunden, die ich in sozialen Netzwerken verbrachte, kann ich nun für andere Dinge aufwenden. Außerdem zerstückle ich meine produktiven Phasen nicht mehr, indem ich alle zehn Minuten die Notifications auf meinem Smartphone checke.
Dadurch bin ich produktiver, was wiederum ein gutes Gefühl gibt. Außerdem komme ich weniger in Stress durch Zeitnot, weil ich im letzten halben Jahr ohne Social Media (und andere digitale Ablenkungen) gelernt habe, meine Zeit sinnvoller zu nutzen.
Ich bin ausgeglichener.
All das hat zur Folge, dass ich insgesamt ausgeglichener bin. Das liegt natürlich nicht nur am Verzicht auf Social Media. Aber es liegt auch daran.
Ich kann wieder Filme wie früher schauen.
Kennst du das: Du schaust einen Film, kannst dich aber nicht darin verlieren? Egal, wie gut er ist, du musst zwischendurch kurz Instagram, WhatsApp oder News checken? Genau so ging es mir. Ich hatte verlernt, wie man nur eine Sache konsumiert.
Nach etwa fünf Monaten ohne Social Media (und anderen Anpassungen) kann ich mich endlich wieder für zwei Stunden in eine Filmwelt abtauchen.
Wie wird es weitergehen?
Zunächst einmal werde ich bis Ende 2018 weiterhin auf Social Media verzichten. Und danach? Ich habe es schon mehrfach im Podcast angesprochen: Ich glaube nicht, dass ich zurückkehren werde. Bis dahin werde ich weiterhin Artikel schreiben, im Blog und für Magazine (z. B. Conscious Club Magazin), und im Podcast über das digitale Zeitalter sprechen. Und abgesehen davon widme ich mich spannenden Dingen.
Auch in Zukunft will ich sozialen Netzwerken fernbleiben – zumindest als Privatperson. Was ich mir dagegen schon vorstellen kann, ist Social Media als Distributionsplattform zu nutzen. Will heißen: Ich teile neue Artikel, Projekte, Podcast-Episoden, Bücher und Ideen. Aber ich will nicht mehr zum Zeitvertreib durch die Unendlichkeit der Belanglosigkeit scrollen.
Klasse! Deine Beiträge sprechen mir aus dem Herzen. Mich würde interessieren, ob du Whatsapp also auch aussortiert hast? Ich bin schon raus aus Instagram und Facebook, so aber verbringe ich den überwiegenden Teil am Smartphone auf Whatsapp. -.-
Liebe Grüße
WhatsApp nutze ich weiterhin, bin aber seit wenigen Wochen bei Telegram und hoffe, dass mehr meiner Kontakte da hin wechseln. Bei WhatsApp verbringe ich generell wenig Zeit. Ich antworte bspw. nicht sofort auf jede Nachricht, habe ohnehin fast immer den Nicht-Stören- oder Flugmodus eingeschaltet und somit auch kein großes Problem mit der App.
Liebe Grüße
Jan