Die Digitalisierung ist eine nicht aufzuhaltende Entwicklung. Darüber schimpfen ist kein nachhaltiger Ansatz. Es macht Sinn, sich, unter Berücksichtigung der Herausforderungen, auf die Vorteile und Chancen zu fokussieren.
Es gibt so viele Buzzwords: Big Data, Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0, Internet der Dinge (IoT), Blockchain. Darum soll es hier weniger gehen. Ich will ein wenig den Buzz rausnehmen und über die Dinge sprechen, die wir heute schon wahrnehmen.
In diesem Beitrag stelle ich eine persönliche Auswahl der Vorteile der Digitalisierung vor. Diesen Artikel gibt es auch zum Hören als Podcast bei iTunes und Spotify. Und hier im Web-Player:
Informationen: vielfältig und immer verfügbar
Achtung, überstrapazierte Aussage: Informationen sind jederzeit verfügbar. Auch wenn es nichts Neues ist, bin ich immer wieder baff, wie viel Wissen wir in unseren Hosentaschen spazieren tragen.
Das führt auch dazu, dass relevante Informationen quasi live zu dir durchdringen. Unwetter- und Terrorwarnungen, aber auch banale Dinge, wie der spätere Beginn einer Geburtstagsfeier – all das sind Informationen, die in nie gekanntem Ausmaß verfügbar sind.
Kommunikation über alle Grenzen
Als meine Mutter 1988 nach Deutschland kam, dauerte es Wochen bis ihr erstes Lebenszeichen meine Oma auf dem Postweg erreichte. Ländergrenzen verlieren an Relevanz, auch und vor allem für die Kommunikation.
Auch wenn ich soziale Netzwerke wie Facebook kritisch sehe, gibt es sinnvolle Arten der Vernetzung. Food Sharing und Nachbarschaftshilfe sind nur zwei von vielen Beispielen.
Bildung
Jeder mit Internetzugang kann mehr lernen, als das Gehirn Kapazität hat. Das Internet ermöglicht es, Fähigkeiten nahezu kostenlos zu lernen – zumindest deren Grundlagen.
Programmieren, Instrumente, Sprachen, Mathematik, Medizin – du kannst alles lernen. Universitäten und Schulen sind nicht mehr die einzigen Orte des Lernens. Und die Chancen der Digitalisierung ermöglichen eine sinnvolle Ergänzung des »altmodischen« Bildungssystems.
Mein Wunsch: Wichtige Themen wie Gesundheit und Ernährung kostengünstig und effizient in die Schulen bringen. Das geht ohne zusätzliche Belastung der Lehrkräfte, ganz einfach mit digitalen Lernmaterialien und interaktiven Spielen.
Gatekeeper verlieren Macht
Ehemalige Gatekeeper verlieren ihre Macht. Früher entschieden Verlage und Produktionsfirmen, was die Öffentlichkeit erreicht. Gatekeeper schleusten die relevantesten (nicht besten!) Inhalte durch die engen Tore der damaligen Medienlandschaft.
Heute kann jeder ein Buch veröffentlichen, eine eigene Dokumentation auf YouTube hochladen und seine Musik via Spotify mit der Welt teilen. Das Internet hat die die verfügbaren Medien sowohl in die Breite, als auch in die Tiefe erweitert.
Es gibt heute viel mehr publizistische Möglichkeiten (Breite) und eine tiefere Kategoriestruktur (Tiefe). Sub-Genres, die im Fernsehen keine Chance haben, erfreuen sich bei YouTube großer Beliebtheit. Selbiges gilt für Bücher, Musik, jegliche Kunst und Unterhaltung.
Was man heute sieht: Einzelne Influencer haben mehr Einfluss auf bestimmte demographische Gruppen als RTL und ProSieben.
Neue Möglichkeiten in der Medizin
Künstliche Intelligenz (Machine Learning) kann die Planung der Krankenhausauslastung revolutionieren, genauere Diagnosen und Prognosen stellen als Ärzte und medizinisches Personal von Routinearbeiten befreien.
Der Prostatakrebs meines Onkels wurde von einem Roboter entfernt. Im ersten Moment schien mir das absurd. Doch dem Roboter machen 24-Stunden-Schichten nichts aus, ihn belasten keine privaten Probleme. In Kombination mit menschlichen Ärzten ist das die wohl sicherste Art einer Operation.
Alltagshilfe
Die Digitalisierung macht den Alltag angenehmer. (Vorausgesetzt, man nutzt die Helfer bewusst.) Wetter, Navigation, Mobilität – in diesen Bereichen entlasten uns Smartphones.
Ob Routenplanung etwas ist, was man im eignen Rechenzentrum bearbeitet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich kenne die wichtigen Wege; für alle anderen nutze ich mein Smartphone und entlaste mein Hirn.
Veränderungen der Arbeitswelt
Die Digitalisierung hat das Potenzial uns mehr Freizeit und Freiheit zu schaffen. Weniger Routinearbeiten und »Bullshit Jobs« – das sollte unser Ziel sein. Die pauschale Angst vor Stellenabbau ist hier zu kurz gedacht.
Genauso wie der Alarmismus bezüglich Rentensicherung. Sicher ein wichtiges Thema, aber im toten Winkel wartet die Frage, was wir mit den Menschen im Vor-Rentenalter machen werden, deren Jobs durch die Digitalisierung wegfallen.
Vielversprechende Ansätze gibt es. Leider wenig sinnvolle Diskussionen in der Politik und Öffentlichkeit.
Soweit einige Chancen und Vorteile der Digitalisierung. Was sagst du dazu? Welche positiven Aspekte siehst du?
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